Theorie III - Weitere KRITERIEN
Neben Schartenhöhe und Dominanz kann man sich natürlich noch weitere
objektive und auch weniger objektive Kriterien zur Beurteilung der Bedeutung von
Berggipfeln ausdenken. Dabei können neue Masse gesucht werden, wie z.B. die
bedingte Ausdehnung (I), oder die bestehenden Kriterien Höhe, Dominanz und
Schartenhöhe miteinander kombiniert werden (II & III).
I. Die bedingte Ausdehnung
Ein interessantes Mass ist die horizontale Fläche F, die ein Berg x Meter
unterhalb des Gipfels umfasst. Dies wäre ein bedingtes Ausdehnungsmass. Bedingt
ist es deshalb, weil es von der Wahl des Parameters x abhängt. Nimmt man z.B. das Matterhorn und berechnet
die Fläche 250m unter Gipfelhöhe, so ergibt sich ein relativ kleiner Wert,
da der Berg wenig Fläche einnimmt. Die entsprechende Fläche bei der
Dufourspitze ist beispielsweise viel grösser. Je grösser die bedingte
Ausdehnung ist, desto breiter oder behäbiger ist ein Berg. Wählt man das x
relativ klein, so repräsentiert die bedingte Ausdehnung also optisches
Eigenschaften eines Berges. Die Berechnung der bedingten Ausdehnung x Meter unterhalb des Gipfels macht
natürlich nur Sinn für Berge mit mehr als x Meter Schartenhöhe.
Ein interessanter Spezialfall der bedingten Ausdehnung tritt dann auf, wenn man die
Höhendifferenz x nicht als Konstante wählt, sondern sie gleich der
Schartenhöhe des betrachteten Berges setzt. In diesem Fall würde die bedingte
Ausdehnung ein Mass für das von einem Berg dominierte Gebiet darstellen.
Zum Mass der bedingten Ausdehnung sind leider noch keine Daten vorhanden, da die Berechnung der Flächen
mittels Karte nicht befriedigend gelöst werden kann. Die bedingte Ausdehnung wäre
wohl mit dem digitalen Höhenmodell der Landestopographie und einem
entsprechenden Programm leicht zu berechnen. Wenn also jemand sowohl Daten als
auch das nötige Programmierkönnen hat, so wäre ich sehr interessiert an den
Ergebnissen.
II. Der Schartenhöhe - Dominanz Quotient
Ein Mass, welches sich problemlos aus den im Gipfelverzeichnis der Schweiz
vorhandenen Daten berechnen lässt, ist das Verhältnis zwischen Schartenhöhe
und Dominanz, also:
SH-D Quotient = Schartenhöhe / Dominanz
Was sagt dieses Mass aus? Im Mittelwert haben die Berge im Gipfelverzeichnis
der Schweiz einen SH-D Quotient von ca. 0.14. Einen relativ hohen SH-D Quotient
haben steile Felsgipfel wie z.B. das Schmal Stöckli (2002) mit 0.77. Eher tiefe SH-D Quotienten haben Hügel.
Bei sehr dominanten Bergen, wie z.B. dem Piz Bernina ist der SH-D Quotient auch
sehr klein (0.016). Möglicherweise wäre es interessant, verschiedene Gebirge
(z.B. Jura und Alpen) anhand des mittleren SH-D Quotients zu vergleichen
(Hypothese: Sanfte Gebirge (Jura) haben einen tiefen, steile Gebirge (Alpen)
einen hohen SH-D Quotient.)
III. Orographische Dominanz
Das [Elevation Equality System] von
E. Jurgalski schlägt das Mass der orographischen
Dominanz (OD) vor. Die orographische Dominanz berechnet sich als:
Orog. Dominanz = Schartenhöhe / Höhe
Bei der OD handelt es sich also um ein gewichtetes Schartenhöhenmass,
wobei die Gewichtung die Höhe des Berges ist. Bei gegeber Schartenhöhe ist ein
Berg also umso bedeutender, je niedriger er ist. Die OD kann maximal 1
respektive 100%
sein. Ordnet man die Schweizer Berge nach der OD, so rücken die niedrigen
Voralpengipfel im Vergleich zu den hohen Bergen markant nach vorn. Orographisch
dominantester Berg ist eindeutig der Säntis mit 80,7%. Die Liste mit den
Schweizer Alpenbergen mit der höchsten orographischen Dominanz findet sich [hier].
Auf der nächsten Seite wird der Frage nachgegangen wie die [Anzahl
Berge] eines Gebietes bestimmt werden kann.
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